Emsland Rolli Rubby
Rollstuhl-Rugby ist eine rasante Hallensportart. Der Crash auf dem Feld gehört zum Spiel dazu. Die BSG Meppen hat eine neue Abteilung gegründet.
In der Sporthalle am Windthorst-Gymnasium in Meppen trainieren die Rugby-Sportler der BSG Meppen donnerstags von 17 bis 18.30 Uhr, Treffpunkt 16.30 Uhr. Bei der Einheit stoßen die Spezial-Rollstühle, deren Räder aussehen wie Schutzschilde, wuchtig und lautstark zusammen. Karambolagen sind normal beim Versuch die Angriffe des anderen Teams zu stoppen. Körperkontakt ist allerdings verboten.
„Zwischen Autoscooter und Schach“
So funktioniert Rollstuhl-Rugby: Der Deutsche Rollstuhl-Sportverband siedelt auf seiner Homepage diese Variante des Rugbys „zwischen Autoscooter und Schach“ an. Damit spielt er zum einen auf das Aussehen der Rollstühle an. Ein Teil hat vorne einen abgerundeten Stoßdämpfer, damit andere Gefährte sich darin nicht verhaken. Dann gibt es noch „defensive Rollstühle“, die so gebaut sind, dass sie den Gegner am Weiterfahren hindern können.
Vier Spieler bilden eine Mannschaft
Der Vergleich mit Schach verweist zum anderen auf die ausgeklügelte Taktik. Denn das perfekte Zusammenspiel ist wichtig, um zu punkten. Vier Spieler (mit Einschränkungen an mindestens drei Gliedmaßen) bilden eine Mannschaft. Der Spielball, ein Volleyball, dessen Außenhülle aufgeraut ist, damit er für die an den Gliedmaßen eingeschränkten Sportler besser zu greifen und zu verarbeiten ist, muss über die acht Meter breite Torlinie gefahren werden – und vom Spieler sicher kontrolliert werden. Der Ball darf gepasst, geworfen, gedribbelt und auf dem Schoß transportiert werden.
„Faire Spielbeteiligung gewährleisten“
Die Spieler sind je nach Behinderungsgrad klassifiziert auf einer Punkteskala von 0.5 bis 3.5. Je höher die Punktzahl, desto geringer der Behinderungsgrad. „National wird mit sieben Mannschaftspunkten gespielt, um eine faire Spielbeteiligung für Schwerstbehinderte zu gewährleisten“.
Die Idee der BSG Meppen: Die Behinderten-Sport-Gemeinschaft Meppen hat die vereinseigene Rugby-Abteilung schon vor gut zwei Jahren (2020) gegründet. „Wir sind ein paarmal gestartet“, sagt Christian Willenborg, der bei den Rollstuhlbasketballern aktiv ist. Doch die Corona-Pandemie machte mehrfach einen Strich durch die Planung. „Wir haben immer wieder neu angefangen“, sagt Trainer Gerrit Riedemann. Jetzt läuft es. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir es geschafft haben“, sagt Willenborg, der bei der Planung auch mit dem Co-Trainer der Nationalmannschaft, Carsten Riedel, gesprochen hat.
Teure Spezial-Rollstühle
Für Willenborg ist Rollstuhl-Rugby eine interessante Alternative für Sportler, die etwa wegen Fingerfunktionseinschränkungen nicht Rollstuhl-Basketball spielen können. Den Bedarf habe die BSG erkannt, der es auch gelang, entsprechende Spezial-Rollstühle zu beschaffen. Die kosten nämlich zwischen 8000 und 10000 Euro. Die Emsländer haben sie aktuell vom Deutschen Rollstuhl-Sportverband geliehen.
Das sagt der Trainer: Gerrit Riedemann, der die Sportler gemeinsam mit dem zurzeit verletzten Matthias Bauer trainiert, verfügt schon über einige Erfahrung. Er begann in Oldenburg, ist dann im niederländischen Groningen gewesen und war während des Studiums in Bremen für die TSG Achim in der Regionalliga aktiv. Der Heeder verfügt über vier Jahre Erfahrung als Spieler. Willenborg habe ihn angesprochen, ob er beim BSG-Projekt mitmachen wolle. Riedemann ist froh, dass die Abteilung in Meppen jetzt seit einem guten halben Jahr regelmäßig trainieren kann. Elf Sportler und eine Sportlerin machen mit. Das passt. Acht Spieler sollten es beim Training sein, um zwei Teams bilden zu können.
Noch nicht im Spielbetrieb
Rollstuhl-Rugby wird in drei Ligen gespielt: 1. Bundesliga, 2. Bundesliga, Regionalliga. Doch die BSG Meppen nimmt noch nicht am Spielbetrieb teil, für den weite Strecken zurückgelegt werden müssen. Im Norden gibt es nur wenige Mannschaften. 2022 waren in der Regionalliga Nordost folgende Teams gemeldet: Achimer Heros, Berlin Raptors, Thuringia Bulls Elxleben, Hamburg Alstersport (rot), Hamburg Alstersport (weiß), Rugbylöwen Leipzig und Ahorn Panter Paderborn. Ziel der BSG bleibt der Liga-Betrieb. In diesem Jahr, sagt Riedemann, „wollen wir vielleicht mal an einem Turnier teilnehmen“.
(Rollstuhl-Rugby BSG Meppen: Text und Fotos aus dem NOZ Beitrag von Uli Mentrup)
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